Wenn ich gefragt werde, wo ich wohne, ist Bergfrieden den meisten überhaupt kein Begriff, ebenso wenig Dausendbusch oder Böhler Weg.
Auf Nachfrage lasse ich zur geografischen Eingrenzung je nach Ortskenntnis des Fragestellers die Stichworte Lichtscheid, Bergische Sonne, Bundeshöhe fallen. Anschließend kommt vom Fragesteller fast immer die Bemerkung: „Ah, in Ronsdorf„.
Hier will ich mal in aller Deutlichkeit sagen: NEIN, nicht in Ronsdorf!
Ich will keinem Ronsdorfer zu nahe treten – auch ein schöner, wenn auch mit gewisse Eigenheiten versehener Stadtteil -, aber dennoch gehört unser Siedlungsbereich schon Jahrhunderte vor der Stadtgründung Wuppertals im Jahre 1929 zu Barmen.
Bereits 1466 zählen laut der Beyenburger Amtsrechnung, der ersten vollständigen Aufstellung der Barmer Kotten und Höfe, die Wohnplätze im Umkreis der Siedlung zur Barmer Bauerschaft. Aufgeführt werden hier u.a. Bendahl, Kapellen, die Höfe zu Lichtscheid, und (Gockels-)Heide. Die zwei Höfe zu Baur gehör(t)en dagegen tatsächlich bereits zu Ronsdorf. Wir sehen, die Grenze zu Ronsdorf ist zwar nah, aber dennoch war hier damals schon Barmen.
Der exakte Grenzverlauf von Barmen und Ronsdorf ist auch deutlich älter als z.B. der zwischen den alten Städten Ronsdorf und Barmen vor der Stadtgründung Wuppertals (Ronsdorf wurde 1745 zur Stadt erhoben, Barmen 1808). Sie geht im Prinzip auf die mittelalterliche Einteilung in Kirchspielen zurück.
Der Bereich Unterbarmen, zu dem unsere Siedlung zählt, war je nach Pfarreiausgründung kirchlich zuerst Richrath, dann der Richrather Filialkirche Hilden und ab dem Anfang des 14. Jahrhunderts der Pfarrei Elberfeld zugehörig (erst ab den 18. Jahrhundert gab es eigene Barmer Pfarreien beider Konfessionen), Ronsdorf gehörte dagegen bis zur Gründung einer eigenen Pfarrei immer zum Kirchspiel Lüttringhausen.
Daneben bestand diese Grenze vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit auch in gerichtlicher wie verwaltungstechnischer Hinsicht. Bis 1407 war sie z.B. die Außengrenze des Amts Bornefeld im Herzogtum Berg, danach wurde das Kirchspiel Lüttringhausen von dem Vest Bornefeld (bei Bergisch Born) abgetrennt und in das Amt Beyenburg eingegliedert, zu dem bis zur Auflösung 1806 auch das Barmer Gebiet gehörte.
Diese Grenze hat sich als erstaunlich stabil erwiesen und gilt, bis auf ein paar kleinere Abweichungen, noch heute als Stadtteil-, Stadtbezirks- und Wohnquartiersgrenze.
Ein paar Worte noch zur heutigen Zuordnung: Unsere Siedlung gehört zu statistischen Wohnquartier Lichtenplatz, eines von neun Quartieren des Wuppertaler Stadtbezirks Barmen (der wiederum nur einer von vier Stadtbezirken auf dem Gebiet der ehemaligen Großstadt Barmen vor 1929 ist).
Wie alles Barmer Gebiet westlich des Alten Markts (Linie Fischerbach / Leimbach) zählt es darüber hinaus zu Unterbarmen, wie wohl dies in verwaltungstechnischer Hinsicht kein offizieller Stadtteil ist.
Noch seltener ist für unsere Siedlung der Begriff Hochbarmen in Gebrauch, obwohl unser lokaler Bürgerverein sich explizit Bürgerverein Hochbarmen nennt.
Der Begriff Hochbarmen lässt sich leicht von der Höhenlage dieses Teils von Barmen uaf dem Höhenzug Lichtscheid ableiten, einem Teil der sogenannten Wuppertaler Südhöhen. Aber die Höhenlage alleine begründet natürlich nicht den Namen, auch Hatzfeld auf der anderen Talseite der Wupper liegt ja nicht gerade niedrig und ist Teil von Barmen.
1634 wurde Barmen während des 30jährigen Kriegs zwecks gerechter Verteilung von Kriegslasten in Rotten unterteilt. Unser Bereich lag dabei in der sogenannten Höchster Rotte, natürlich im Namen auf die Höhenlage Bezug nehmend. Die Höchster Rotte bestand bis 1834 und ging dann in die Sektion B, die Höchster Sektion, der Außenbürgerschaft der Stadt Barmen über. Und aus dieser Einteilung entstammt die Bezeichnung Hochbarmen.
Genug der Geschichte, wichtig ist das Fazit: Unsere Siedlung ist Teil von Unterbarmen, meinetwegen wie auch das Toelleturmviertel ein Teil von Lichtenplatz oder eben Hochbarmen – jedenfalls von Barmen.
Und nicht von Ronsdorf !